Heinrich Maas in seiner Ausstellung in Herne -Foto: Thomas Schmidt-
Kunstausstellung am Martinimarkt in Recklinghausen: |
Willkommen auf meiner Homepage mit einigen Eindrücken |
Zwischen Erde und Himmel
Auszüge aus der Eröffnungsrede von Dr. Christine Vogt, Direktorin Ludwig Galerie Schloss Oberhausen am 30. August 2009
Sie haben es einerseits mit dreidimensionalen Objekten, Skulpturen, wir würden in der Fachsprache auch teilweise von
Assemblagen sprechen, wo nämlich Materialien zusammengefügt werden zu einem Werk, also wo verschiedene Materialien zusammen
kommen und wir haben es mit Druckgrafik zu tun, wo ebenfalls verschiedene Materialien zusammen kommen und wo im zweidimensionalen,
nämlich in den Arbeiten auf Papier, eben diese Struktur, die Heinrich Maas ganz offensichtlich, wie der Titel uns schon sagt,
ganz wichtig ist, mit eingebracht wird. Ich denke auch, dass diese strukturellen Dinge, die Oberflächen, dass das etwas ist,
was ganz maßgeblich in den Arbeiten drinsteckt und was uns ganz dezidiert anregen soll, in den Betrachtungsprozess einzusteigen.
Sie sehen das große Interesse daran, mit den Steinen umzugehen und unterschiedliche Steine, die auch eine unterschiedliche
Farbigkeit und natürlich auch eine unterschiedliche Oberflächenstruktur haben, damit zu arbeiten. Sie sehen den sehr schönen
Anröchter Sandstein, der auch in der Baukunst eine große Rolle spielt. Sie sehen Marmor dort drüben, Sie sehen Basalt, Sie
sehen Oberflächen, die grob belassen sind, Sie sehen polierte Oberflächen. Ganz hinten gibt es auch eine Arbeit, wo ein
vorsichtiges berühren durch das Polieren eben mit angeregt wird. Der Künstler möchte, dass wir sozusagen auch mit an die Werke
herantreten und damit tatsächlich, im wahrsten Sinne des Wortes, in Berührung kommen. Das ist es, was ihn interessiert, nämlich
zu schauen, wie ist eigentlich diese Oberfläche, wie kann damit umgegangen werden, welche Strukturen kommen da heraus.
Heinrich Maas hat einen Bezug zu den Dingen, der etwas mit seinem regionalen Bezug, mit seiner Geburt am Niederrhein,
vielleicht auch damit, dass er auf einem Bauernhof geboren wurde, zu tun hat. Wenn eben an der Gänseweide der Pfeiler, wo
das Törchen drin sitzt irgendwann morsch ist, dann hat er einen doch lange im Leben begleitet und muss aber trotzdem ausgewechselt
werden. Er geht also mit sehr viel Vorsicht an diese Dinge heran, nimmt dieses Fundstück, das natürlich einen eigenen ästhetischen
Wert hat, aber wie gesagt erstmal nichts anderes ist als ein verrotteter Pfeiler von einem Zaun, und setzt es in andere Materialien,
die er uns erstmal nicht direkt zu erkennen gibt. Er fordert von uns als Betrachter, dass wir tatsächlich genau hinschauen und
genau überlegen und uns einfinden in das was da ist.
Sie sehen, dass immer wieder die Stele, das Aufrechte, eine Rolle spielt und die niederrheinische Landschaft, das ist
ihnen natürlich bekannt, ist ja eine flache Landschaft. Das was wir sehen, was uns von kleinst auf immer umgibt, ist dieses
Spiel von Horizontaler - nämlich wirklich von dem Horizont den wir da sehen, also von der Waagerechten - und Vertikaler.
Dass wir selber als Menschen eben so wie die Stele in dieser Natur stehen, das scheint wirklich ein prägendes Gefühl zu
sein und führt immer wieder zu diesen Formen, in denen das drin steckt.
Hier wird wieder ganz deutlich, dass Heinrich Maas jemand ist, der mit seiner Umwelt und dem, was er in seinem Alltag vorfindet,
sehr wach umgeht und eben auch im alltäglichen Leben Materialien vorfindet, die er in diese Unikate, in diese Monotypien würden
wir das bezeichnen, mit hinein druckt. So gesehen müßte man das eigentlich als Materialdruck bezeichnen, aber eigentlich sind
es auch Assemblagen wie die Skulpturen zum größten Teil auch, wo eben Materialität mit hinein kommt, die vielleicht gar nicht
so typisch für die Druckgrafik ist, sondern wo das Experimentelle eine ganz große Rolle spielt. Wo einfach Dinge mit aufgenommen
werden, die aus dem Alltag und auch aus unserer Industriegesellschaft stammen.
Das Andere, das bei der Druckgrafik auch ganz offensichtlich und schnell erkennbar eine große Rolle spielt - bei den Skulpturen
übrigens auch, da ist es vielleicht etwas versteckter - ist die Farbigkeit. Sie sehen, dass gewisse Farbklänge auch immer wieder
vorkommen. Es gibt Bereiche, wo immer wieder stärker mit dem einen oder mit dem anderen Farbton gearbeitet wird. Wie reagiert
Farbe aufeinander, wie können diese Farbklänge, es sind ja selten Farbdissonanzen, sondern es ist eher immer ein Miteinander,
das Heinrich Maas in diese Monotypien mit hinein druckt, wie kann das Miteinander gehen und wie kann das zum Bild und zur
Erscheinungsform werden?
Als letzten Punkt möchte ich noch ansprechen, dass es bei den Grafiken viele Arbeiten gibt, die keine Titel im eigentlichen
Sinne tragen, sondern die mit Zitaten arbeiten. Das ist ein Miteinander von Schrift und Zitat und eben von Bild. Wobei
interessanterweise erst das Bild da ist und dann die Schrift oder eben der Bezug, was dem Künstler selber dann als stimmig
scheint, mit hinzu kommt. Und ich denke auch, dass sich noch einmal eine Ebene öffnet, die uns sehr anregen kann, mit diesen
Dingen umzugehen.
Oscar Wilde, der wirklich viele wahre Sachen gesagt hat, hat unter anderem geäußert: „Die Kunst zu offenbaren und den
Künstler zu verbergen ist die Idee des Kunstwerks." Das schien mir hier so, dass auch die Arbeiten dominant sind und Heinrich
Maas ein Künstler ist, der sich ein stückweit zurück nimmt. Obwohl ich versucht habe, ihn Ihnen ein bisschen näher zu bringen,
da seine eigene Lebensgeschichte mit einfließt. Aber ich weiß nicht wie man sich stärker zurücknehmen kann als die Natur als
Künstlerin - natürlich auch ein großes Zitat - aber ich weiß nicht wie man sich mehr zurücknehmen kann als in so einem
Weidenpfahl und ich denke, es macht schon sehr viel Spaß und ist auch sehr anregend, mit dem was da so drinsteckt, diese
Kunstwerke zu betrachten. Dabei wünsche ich Ihnen viel Freude.
Strukturen in Druckgrafik und Skulptur von Heinrich Maas
Westliche Orangerie des Terrassengartens am Kloster Kamp, Kamp-Lintfort
Zwischen Erde und Himmel hat Heinrich Maas diese Ausstellung genannt und im Untertitel die Strukturen angesprochen.
Sie sehen also schon gleich Eckpfeiler für das, was Ihnen der Künstler vielleicht auch selber, also außer den Werken an
sich, mit an die Hand geben möchte, schon alleine mit einer Titellage und mit dem, was ihm im Inneren vielleicht oder an
den Werken wichtig ist, nämlich die Struktur. Und ich habe gerade schon gesagt, das Betrachten ist für uns hier das Wichtige
und das ist genau das, wo wir uns hier einzusehen haben bei diesen Arbeiten.
Das andere, wo es eben auch um Struktur geht, ist die Druckgrafik. Sie lesen unter den Blättern, die Sie hier ja doch in
einer recht großen Auswahl vorfinden und wo man sich wirklich einen, wie ich finde, ganz guten Überblick verschaffen kann,
immer wieder Unikate. Es sind Tiefdrucke, was bedeutet, dass von einer Platte oder von einer Materialität in das Papier mit
einer Druckpresse hinein gearbeitet wird und die Farbe auf dem Papier haften bleibt. Es sind häufig Ätzungen dabei. Sie
sehen viele Strukturen wie zum Beispiel die Arbeit, die Sie schon von der Einladungskarte her kennen, wo mit gestischen
Momenten herein geätzt wurde, häufig mit sehr tiefen Strukturen, wo auch Verletzung mit assoziiert werden kann und Sie
sehen andere Strukturen.