Wichtige Ausstellungen Wichtige Ausstellungen

Übersicht und Einführungen
                              
- Joachim Polnauer: Zwischen Himmel und Erde
                               - Irmgard Bernrieder - "...eins zu werden mit allen Existenzen"

1989 Kreative Keramik und Bilder zur Stille: Mühlheim/Ruhr
1991 Figuren und Masken: Duisburg FBS Wiebernplatz
1993 Arbeiten aus Stein, Ton, Bronze und auf Papier: Galerie Schloß Lembeck, Dorsten
1994 Glashaus und Garagengalerie: Recklinghausen
1995 Formen und Figuren: Münster, Priesterseminar
1998 Figuren und Fundstücke: Ruhruniversität Bochum
Mittelpunkt Mensch: Orangerie Barockgarten Kloster Kamp
1999 Offenes Atelier: Kunst Kate Kerken
Gewölbt: Strenninger Hof, Wien
2000 Lebens-Kreuz: Installation in der Gastkirche Recklinghausen
Steinskulpturen-Experimentelle Grafik: Galerie am Rex Obersdorf
Stein Male (mit Gerd Mevissen): Kulturhalle Neukirchen-Vluyn
2001 Indische Impressionen: Kunst Kate Kerken
Farben und Formen I: Telefonseelsorge Recklinghausen
2002 Farben und Formen II: Elisabeth-Krankenhaus Recklinghausen-Süd
Andere Ansichten:
Skulpturen und Grafik im Baumberger Sandsteinmuseum Havixbeck
2003 Zwischen Himmel und Erde 1:
Zentrale Ehe-, Familien- und Lebensberatung Münster
In den Farben des Abends: Kunst Kate Kerken
Zwischen Himmel und Erde II:
Galerie im Drübbelken, Recklinghausen
2004 Gottes Acker und Schwarzwaldschindeln: Lesegalerie Königsfeld (Schwarzwald)
Ständige Ausstellung Atrium-Galerie Praxis Dr. Spilker Köln
Bilder und Skulpturen (mit Reinold Knümann) Landvolkhochschule Freckenhorst
Kunst-Hafen Dortmund (Bochumer Künstlerbund)
2005 Lebens-Kreuz und Lebens-Lust: Museum für Niederrheinische Sakralkunst Kempen
Phantasie- und Fabelwesen: Kunst Kate Kerken
  Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen, Teilnahme an Projekten und Symposien,
Arbeiten in öffentlichem und privatem Besitz. (In- und Ausland)
  Kunst Kate Kerken: Phantasie- und Fabelwesen
2006 Ev. Akademie Recklinghausen: Von Herzenslust und Liebesleid
2007 Lebens-Schichten: Baumberger Sandsteinmuseum Havixbeck
2009 Doppelausstellung Praxisjubiläen Reckllinghausen und Herten

Zwischen Erde und Himmel, Strukturen in Druckgraphik und Skulptur:
Orangerie Barockgarten Kloster Kamp

2010 „Local heroes" Kulturhauptstadt, Festspielhaus Recklinghausen

„Starke Orte" in der „Praxis-Galerie" Recklinghausen

„Steinskulpturen und Bronze auf der Gänsewiese": Kerken

2012 Gefunden, gedruckt, behauen und bemalt:
Skulpturen aus Stein, Bronze und farbige Druckgraphik
Kerken-Nieukerk, Haus Lawaczek
2013 Zu Gast im Atelier Artemis, Recklinghausen
2015 Superlogion - Assoziationsanreize, Buchhandlung Musial Recklinghausen
2015/16 Geheimnis-Ahnung-Phantasie: Willy-Brandt-Haus Recklinghausen
21.05.2017 - 02.07.2017 Wunderliche Welten, Städtisches Museum Kalkar
20.04.2018 VHS Recklinghausen, Am Willi-Brandt-Park, 19.00 Uhr, Lesung: Heinrich Maas, Wolfgang Liß-Granderath, Moderation: Jürgen Pohl,
Saxophon improvisiert (Gelsenkirchen-Buer), es werden zehn Bilder aus dem Buch von Heinrich Maas "lebensnah liebevoll lebendig,
Texte und Bilder eines Niederrheiners" gezeigt.
14.09.2018 -
04.11.2018
Ausstellung: städtische Galerie Herne, Finisage 4. November 2018, 15.00 Uhr.


Joachim Polnauer: Zwischen Himmel und Erde
Heinrich Maas, Psychotherapeut und Künstler, zeigt im September 2002 in der Galerie
im Drübbelken experimentelle Farbgraphiken, die in neuester Zeit entstanden sind.
„Zwischen Himmel und Erde" ist das Thema der Arbeiten, die sich inhaltlich am Yoga
und am fernöstlichen Denken orientieren. Wenn der Betrachter sich mit diesen Bildern
beschäftigt, wird er die tiefe Spiritualität in den Werken entdecken. Manchmal sind es
Orte, wie Landschaften oder Kirchen, Symbole, wie Totenköpfe oder Strichmännchen,
die Zeichen der Verbindung von Himmel und Erde in unserer Umwelt sind. Es sind die
Menschen und ihre Gefühle, die im Mittelpunkt stehen. Menschen, die suchen ... und
versuchen ins Gleichgewicht zu kommen.

Die Bilder schildern ihre inneren Prozesse
Du führst mich nach innen,
geheimnisvolles Universum im Zentrum,
Stätte der Sehnsucht,
Trauer, Hoffnung, bewegte Ruhe -
Leben pulst, weitet die Kreise,
öffnet nach außen,
Formen und Farben füllen den Raum.
Du ziehst mich nach innen,
Du sendest mich aus.
Du bist die Mitte, Leben in Fülle.

Heinrich Maas entwickelt in seinen Druckgraphiken, die Unikate sind, eine äußerst
abwechslungsreiche Mischtechnik, wo Zink- und Kupferplatten, Verpackungspappe,
Jute mit den unterschiedlichsten Farben eine Komposition eingehen.

Dschan-dschon fragte seinen Lehrer Nan-tjüan: "Was ist der wahre Weg?" Nan-tjüan
erwiderte: "Der alltägliche Weg ist der wahre Weg." Wiederum fragte Dschan-dschon:
„Kann man den Weg erlernen?" Nan-tyüan sagte: "Je mehr du lernst, desto weiter
kommst du vom Weg ab." Daraufhin fragte Dschan-dschon: "Wenn man dem Weg
nicht durch Lernen näherkommen kann, wie kann man ihn erkennen?"
Nan-tjüan sprach: "Der Weg ist kein sichtbares Ding, er ist auch kein unsichtbares
Ding. Suche ihn nicht, lerne ihn nicht, nenne ihn nicht! Sei weit und offen wie der
Himmel, und du bist auf dem Weg! Er ist nichts Erkennbares und auch nichts
Unerkennbares."

Heinrich Maas ist auf dem Weg, seine Steinskulpturen und seine Graphiken, die heute
hier zu sehen sind, sind der künstlerische Beweis.

Einst wurde Meister Nan-tjüan nach dem Sinn des Satzes: "Himmel und Erde haben
den gleichen Ursprung wie ich; alle Dinge haben das selbe Wesen wie ich" gefragt.
Einen Augenblick blieb der Meister stumm, dann wies er auf eine blühende Chry-
santhemenstaude im Garten und sagte nur: "Wer heute lebt, sieht diese Blume wie
im Traum!"

Zwischen Himmel und Erde befinden wir uns, Spiritualität, Phantasie und Kreativität
schlummern oft unter der Oberfläche, die Bilder sind Medium, sie zu wecken. Ein Mönch
bat: "Meister, ich bin noch ein Neuling im Zen. Zeigt mir den Weg"! Dschan-dschon fragte
ihn: "Hast du gefrühstückt?" "Ja!" „Dann geh und wisch die Eßschale aus"
(oder betrachte die Bilder und schließe die Augen).

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Irmgard Bernrieder - "...eins zu werden mit allen Existenzen"

Heinrich Maas in der Paterskirche Kempen
Einführung in die Ausstellung 10.7.2005

"...eins zu werden mit allen Existenzen"

"Den Weg zu studieren, heißt
sich selbst zu studieren,
sich selbst zu studieren, heißt sich selbst zu vergessen,
sich selbst zu vergessen, bedeutet
eins zu werden mit allen Existenzen..."

Dieses Zitat des Zenmeisters Dogen führt uns mitten in diese Ausstellung, in der
Heinrich Maas eine Auswahl seiner Steine und Grafik zeigt. Sie gewährt uns Ein-
blick in den spirituellen Raum eines künstlerischen Schaffens, das mit dem Ge-
betsraum der Paterskirche aufs Schönste korrespondiert: Seine Arbeiten stehen
bereit für jeden, der sich in Kunst versenken möchte. Seine Skulpturen und ex-
perimentellen Drucke gleichsam als Medium persönlicher Meditation. Was ist das
Gebet anderes? Dem Psychotherapeuten Maas ist das Flow-Erlebnis ein Begriff,
der Theologe Maas weiß um die Mystik, die alle religiösen und philosophischen
Grenzen übersteigt. Der autodidaktische Künstler Maas schließlich schöpft aus
diesen Quellen um seines inneren Friedens willen, des Einklangs von Körper,
Geist und Seele, und er lädt uns ein, uns daran zu bereichern.

Was sehen wir? Tuff, Granit, Dolomit, Sandstein, meist Bruchstücke, Fundstücke
aus Steinbrüchen, Fragmente, die in ihrer Rohheit auf unsere Erdgeschichte hin-
weisen, die menschliches Zeitmaß überschreitet. Unser Auge folgt den Strukturen
und Oberflächen der Findlinge und bewundert darin die Herrlichkeit der Schöpfung.
Doch hat Maas diese Fragmente in eine neue Ordnung, seine Ordnung gebracht und
ihnen eine neue Gestalt gegeben. Einmal fügt er sie so zusammen, dass ein Kreuz
entsteht. Christliches Symbol der Erlösung, dem Himmel so nah wie der Erde. Das
Kreuz, das jeder von uns zu tragen hat, auch ein Symbol für das Leid, das zum
Menschenleben gehört wie die Lust.

Dann wieder folgt der Seelenforscher dem "Gesicht", der Aura eines Steins und ver-
sucht mit seinem Werkzeug sichtbar zu machen, was in ihm verborgen ist. Behutsam
und voller Respekt vor den Prozessen der Natur schält er Konturen heraus, folgt den
uralten Lebenslinien des Steins. Er schält abstrakte Formen heraus, deutet Figür-
liches an oder hilft - in jüngster Zeit immer häufiger - behutsam mit wenigen far-

bigen Strichen nach. Dabei biedern sich konkrete Hinweise nicht an, vielmehr be-
tonen sie den Moment des Fremdseins. Jeder Stein hat viele Seiten und Gesichter;
er trägt auch groteske Züge und lässt Assoziationen zu rätselhaften alten Natur-
geistern zu: "Liegt ein Lied in allen Dingen, und die Welt hebt an zu singen, triffst
du nur das Zauberwort ..."

Während der Bildhauer Maas hier gleichsam als Hohepriester der Natur antwortet und
ihr immanente Formen zum Vorschein bringt, indem er etwas vom Stein wegnimmt,
braut er in seinem grafischen Laboratorium einem Magier gleich unterschiedliche
Materialien zusammen. Pappe und Bleipapier werden zu Druckplatten, Gewebe und
Verpackungen in Farbe getaucht, um ihre Spuren auf dem Papier zu hinterlassen. In
dem deren Struktur sichtbar wird, löst sich deren Stofflichkeit auf. "Sublimierung
des Banalen" nennt die Künstlerin Barbara Grosse in einer Würdigung ihres Kollegen
diesen Vorgang.

Scheiben und Schablonen markieren, im Raum schwebend, den Übergang zu den Drucken
von Heinrich Maas, nehmen doch Kreisformen im Kanon des Künstlers eine zentrale
Position ein. Nicht als geometrische sondern symbolische Elemente. Vom guten alten
Mondgesicht bis zum tantrischen Lebenskreis. Andererseits legt der Künstler in seinen
Monotypien häufig zwei Motive übereinander, deren jeweils eigene Konturen in der
Gesamtkomposition sichtbar bleiben. Nicht selten überlagern oder durchdringen sich
exakte geometrische mit unregelmäßigen Formen. Der Abdruck von Textilstücken über-
lappt scharfe Kanten, Pflanzenfaser-Gitter weisen von der Zwei- in die Dreidimensio-,
nalität versteinerte Flechten umrahmen Strichzeichnungen, die an archaische Felsen-
bilder erinnern. Angedeutete Ornamente vom anderen Ende der Welt und warme Farben
wirken seltsam vertraut. Maas scheint auf den Zufall zu setzen, selbst begierig auf das
noch nie Gesehene und das darin aufscheinende Numen (göttliche Wesen).

Die Vielschichtigkeit der experimentellen grafischen Blätter sensibilisieren den Be-
trachter und lehren ihn Achtsamkeit. Diesen Nachhall verstärken die überwiegend
literarischen Zitate, die Heinrich Maas seinen Werken zugesellt. Lassen Sie mich
mit einem Zitat enden. Willi Baumeister schrieb in
   "Das Unbekannte in der Kunst" (1943/46):
   "Der originale Künstler verlässt das Bekannte und das Können."
Versuchen wir als Betrachter, ihm auf diesem Weg zu folgen.

Irmgard Bernrieder Kulturredakteurin

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